BERICHT EXPERTENTELEFON \"Darmerkrankungen\" am 14.10.2010
Dr. med. Stefanie Howaldt, Fachärztin für Innere Medizin mit CED-Schwerpunktpraxis in Hamburg. Schwerpunkte: Betreuung überwiegend schwerkranker Patienten und ambulante Durchführung der Therapie mit Biologics.
PD Dr. med. Tanja Kühbacher, Oberärztin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für allgemeine Innere Medizin in Kiel. Schwerpunkte: Entzündungsmedizin und CED-Ambulanz.
PD Dr. med. Thomas Ochsenkühn, Leiter der CED-Ambulanz und Privatdozent an der Medizinischen Klinik II des Klinikums Großhadern der Universität München. Schwerpunkte: CED-Spezialdiagnostik und -Therapie, v. a. Einsatz von Immunsupressiva und Biologics.
Prof. Dr. med. Andreas Raedler, Chefarzt des Asklepios Westklinikums Hamburg, Abteilung für Innere Medizin, Gastroenterologie. Schwerpunkte: Krankheitsgeschichte chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, Gastroenterologie und Immunologie.
Mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen geht eine große psychische Belastung einher. Denn anders als chronische Alterserscheinungen treten Colitis ulcerosa und Morbus Crohn in den meisten Fällen schon in jungen Jahren - etwa im Alter zwischen 15 und 30 Jahren - erstmals auf. Ist die Krankheit durch eine umfassende Untersuchung beim Gastroenterologen diagnostiziert, müssen sich Betroffene ihr weiteres Leben damit einrichten, denn: Heilbar sind die in Schüben verlaufenden Erkrankungen nicht. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. So wird Patienten beispielsweise geraten, Stresssituationen zu meiden. "Wichtig ist, dass es ihnen im beruflichen und privaten Umfeld gut geht", betont Dr. Stefanie Howaldt.
Die passende Sportart suchen
Auch moderate Ausdauertrainings oder leichte Entspannungsprogramme wirken sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Und dies - wie eine Untersuchung im Klinikum Niederrhein in Bad Neuenahr-Ahrweiler ergab - sogar in akuten Krankheitsstadien. "Die Sportarten sollten individuell gewählt werden, so dass sich der Patient damit wohl fühlt", empfiehlt Dr. Howaldt. Bis auf wenige Ausnahmen seien so gut wie alle Sportarten für CED-Patienten uneingeschränkt möglich. Eine im Internet unter www.darmexperte.de bestellbare Sportbroschüre könne Betroffenen nützliche Hinweise geben, um die passende Sportart zu finden.
Als Team gegen die Krankheit
Eine ganz wesentliche Möglichkeit, die Erkrankung günstig zu beeinflussen, ist die enge Zusammenarbeit des Patienten mit dem behandelnden Facharzt. So empfiehlt Dr. Tanja Kühbacher jährliche Endoskopien zur Krebsprophylaxe und regelmäßige Besuche bei einem Gastroenterologen, der sich mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gut auskennen sollte. "Scheuen Sie sich nicht, Fragen und Ängste offen anzusprechen, denn Sie bilden mit Ihrem Arzt ein Team gegen die Erkrankung", appelliert die Kieler Privatdozentin an die Betroffenen und rät ihnen, sich die Therapie gut erklären zu lassen und auch mögliche Behandlungsalternativen zu erörtern.
Schubfreie Phasen mit Biologics
Vor allem in den letzten zehn Jahren seien viele neue, potente und nebenwirkungsarme Medikamente auf den Markt gekommen, erläutert Dr. Howaldt, die hoffentlich bald das Cortison ablösen könnten, welches immer noch viel zu viel und viel zu lange eingesetzt werde. "Moderne Biologics wie die TNF-alpha-Hemmer können die Entzündung stoppen und schubfreie Phasen ermöglichen", weiß die erfahrene CED-Ärztin. Ziel einer Therapie mit diesen Antikörpern ist es, einen der wichtigsten Entzündungsbotenstoffe TNF-alpha zu blockieren und damit Entzündungen zu verhindern. Wird die Therapie auf die TNF-alpha-Hemmer umgestellt, merkt dies der Patient recht schnell. "Es ist bekannt, dass der Effekt zumeist innerhalb von 24 Stunden eintritt", so PD Dr. Ochsenkühn. Die Antikörper bleiben dann für längere Zeit im Organismus. "Um die beschwerdefreien Intervalle zu verlängern", betont der Leiter der CED-Ambulanz der Uni München, "muss man diesen Wirkspiegel aufrechterhalten und alle acht Wochen erneuern."
Gute Verträglichkeit
Auch für junge Patienten bietet die moderne Behandlungsmethode eine sinnvolle Alternative - vor allem, wenn gängige Therapien mit Cortison oder Immunsuppressiva nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Experten betonen die Verträglichkeit von Biologics: „Man muss vor den biologischen Medikamenten keine Angst haben, die Nebenwirkungen sind deutlich geringer als bei anderen Medikamenten", erklärt der Hamburger Gastroenterologe Prof. Dr. Raedler. Leber, Bauchspeicheldrüse und Knochenmark würden im Laufe der Therapie ständig kontrolliert, um unerwünschte Begleiterscheinungen auszuschließen, so der Chefarzt des Hamburger Asklepios Westklinikums.
Weitere Tipps und Informationen im Internet:
- Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.V.: www.dccv.de
- Wichtige Adressen, CED-Expertenrat, Infobroschüren: www.darmexperte.de
- Kompetenznetz Darmerkrankungen: www.kompetenznetz-ced.de
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